1.13. Bis zum Ende des „ancien régime“

 

Wir haben des längeren darüber berichtet, wie sehr Esch unter den Kriegen zwischen den Königen Frankreichs und Spaniens und unter den Auswirkungen des 30igjährigen Krieges zu leiden hatten. 1588 waren die Befestigungen größtenteils zerstört, danach aber offenbar wieder aufgebaut worden. Die Escher Mauern konnten einerseits von anrückenden Truppen, die es auf die große Festung Luxemburg abgesehen hatten als störenden Vorposten Luxemburgs empfunden werden. Ebenso konnten die Verteidiger der Festung Luxemburg die Escher Mauern und Türme als unerwünschte Kommodität für Angreifer ansehen, sich 20 Kilometer vor den Mauern Luxemburgs einzunisten. Für die Escher Einwohner waren die Mauern nie von Vorteil.

 

Die steigende Verbesserung der Feuerwaffen, nicht zuletzt der Kanonen hatte die traditionellen, mittelalterlichen Befestigungen sowieso ziemlich untauglich gemacht. Es war bereits die Zeit der großen Militärarchitektur à la Vauban angebrochen. Auch die Spanier kannten sich im Bau von Bastionen meisterlich aus.

 

1648 wird der westfälische Frieden geschlossen, der den 30igjährigen Krieg eigentlich beendete, nicht aber den zwischen Frankreich und Spanien. Die Spanier verloren 1657 Montmédy. 1659 wurde der traité des Pyrénées unterzeichnet : Louis XIV nahm die Tochter des spanischen Königs zur Frau; Artois, ein Teil Flanderns und Hainauts, sowie der Süden Luxemburgs mit dem Kranz an frankophonen Festungen, Thionville, Damvillers, Ivoix, Marville kommen an Frankreich. Die Grenze wurde in Anlehnung an die alten feudalen Grenzen festgelegt, so dass Esch diesseits blieb. Hier fordert die Frage heraus. Was wäre gewesen wenn… ? Diese Frage war bald ganz aktuell. Der Pyreneenvertrag wurde von beiden Seiten unterschiedlich interpretiert. Es sah nämlich vor, dass die Herrschaften Sud-Luxemburgs mit ihren dazu gehörenden Gütern an Franreich gingen. Aus der mittelalterlichen Geschichte wissen wir, dass die Herzöge von Bar an manchen Orten unserer Gegend, zeitweise auch in Esch, Rentenrechte besaßen.

 

Die französische Expansionspolitik ging jedenfalls weiter, vor allem auch deshalb weil das spanische Regime geschwächt war.

 

Unter dem Sonnenkönig Louis XIV wird das Herzogtum Luxemburg, das längst (die größte und wohl ärmste) Provinz der spanischen Niederlande geworden war, für eine kurze Übergangszeit dem französischen Königreich einverleibt werden. Bevor gab es mehrere Vorstöße, bei dem Esch eingenommen wurde. In einem Register des conseil provincial heisst es : «  Am 21. Mai 1668 hatte sich der Graf von Chamilly mit einem Corps von 2500 Mann beim Städtchen Esch aufgestellt, das etwa zwei deutsche Meilen von der Stadt Luxemburg entfernt ist, um unsere (die spanischen) Truppen zu verhindern, nach der Champagne und dem Verduner Land überzusetzen, während Boutteville und d"Espances auf Luxemburg losrückten. Genannter Chamilly blieb dort diesen ganzen Monat und zog dann auf Rodemacher, nach dem er im Schloss Berward ungefähr 80 Mann, und in den Thürmen des gemeldeten Esch 30 Mann zurückgelassen hatte. » Diese Kontrolle von Esch durch die Truppen des französischen Königs hatte vorerst keinen Bestand.

 

Offenbar um die Logierung französischer Truppen in Esch zu verhindern, ließ Jean Charles Chretien de Landes et de Louvignies, Gouverneur und “capitaine général“ des Herzogtums Luxemburg und der Grafschaft Chiny, 1677 die Mauern von Esch erneut niederreißen und die Gräben auffüllen. Es waren also nicht angreifende Truppen, die dem Festungsstädtchen ein Ende bereitete sondern ein Stratege aus der Hauptstadt. Unseres Wissens wurden die Mauern nie mehr aufgebaut. Lediglich der Meier-Piter-Turm, der an der Kreuzung der heutigen Luxemburger- und Großstrasse stand, hielt bis 1826, wo seine Steine zum Bau der heutigen Primärschule „Ale Lycée“ gebraucht wurden. Nach dem Abriss der Mauern gab es eine lange Periode des  Friedens in Esch. Zwischen 1681 (1684 für die Festung Luxemburg) und 1697 war Luxemburg französisch. Am 16. April 1681 war Esch aufgefordert worden, den Treueid auf den französischen König zu schwören. Dieses kurze französische Zwischenspiel beruhte auf dem sogenannten Waffenstillstand von Regensburg, der einen Status-quo von 20 Jahren verfügt hatte. Danach musste Louis XIV, der eine Koalition von fast allen europäischen Mächten gegen sich hatte, Luxemburg wieder abgeben, doch entstand schon bald eine wirre Situation im Rahmen der spanischen Erbfolgekriege. Esch blieb davon verschont.

 

1715 nahm österreichische Truppen das Land ein. Unter Maria Theresa und Josef II. gab es ein kleines Jahrhundert lang Frieden. Über Esch berichtet die Geschichtsschreibung nicht sehr viel. Die Lokalgeschichte des XVIII. Jahrhunderts bleibt noch zu schreiben. Wir besitzen aber von 1742 an Einwohnerstatistiken. 1742 zählte Esch 325 Einwohner, 1752, bereits 514. In dieser Zeit wurde das Kataster geschaffen.

 

Die Rolle von Esch in der Provinz Luxemburg der spanischen Niederlande war stets gering, denn die städtischen Freiheiten der Escher hatten nur lokale Wirkung. Die Etats généraux, die sich in Luxemburg versammelten, erfassten die luxemburgische sprechenden Delegierten aus Luxemburg, Arlon, Diekirch, Echternach, Grevenmacher, Remich und Bitburg, die französich sprechenden aus Marche, Laroche, Durbuy, Bastogne, Neufchâteau, Houffalize, Chiny und Virton (und bis zum traité des Pyrénées im Jahre 1659 Thionville, Marville, Ivoix, Damvilliers und Montmédy). Esch war keine « bonne ville » sondern nur die « mauvaise Esch » und war nicht vertreten.

 

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